Was der niedrige Ölpreis für Anleger bedeutet
Traumhafte Kraftstoffpreise – oder?
Man reibt sich dieser Tage verwundert die Augen, wenn man nach dem Volltanken auf die Zapfsäulenanzeige blickt. Ob nun in Potsdam, Berlin oder anderswo – so günstig war der Kratfstoff schon lange nicht mehr. Auch Ölheizungsbesitzer dürfen sich (wegen des milden Winters gleich doppelt) freuen, ebenso ölverarbeitende Unternehmen, die ihren Rohstoff aktuell für einen Schnäppchenpreis beziehen. Keine Frage: Der niedrige Ölpreis tut der Konjunktur gut, die Verbraucher können den Binnenkonsum ankurbeln, die Unternehmen mehr investieren und höhere Gewinne ausschütten.
Doch für Anleger kann der Ölpreisverfall gravierende Nachteile haben
Und das nicht nur, wenn sie Aktien von Mineralölkonzernen halten. Insbesondere international ausgerichtete Investoren sehen ihre Schwellenländer-Positionen in Gefahr. Denn viele der Emerging Markets hängen am Rohstoffexport-Tropf und stehen nun vor gravierenden Problemen. Zudem ist der Ölpreisverfall vor allem ein Symptom der chinesischen Wachstumsschwäche, die wiederum die gesamte Weltkonjunktur beeinflusst. Wer speziell vom Ölpreis profitierende Unternehmen ins Portfolio nehmen möchte, sollte sich Chemiekonzerne und Fluglinien einmal etwas genauer anschauen.
Wie geht es weiter?
Die größten Ölförderländer haben nunmehr am vergangenen Dienstag in Doha erklärt, man wolle die Fördermengen nicht weiter erhöhen. Venezuela, Katar, Saudi-Arabien und Russland haben sich zumindest darauf geeinigt. Nun gibt es Erleichterung an den Märkten? Das ist eher nicht zu erwarten, denn diese Mitteilung ist genau genommen nichts anderes als eine Beruhigungspille für den Anleger. Schaut man sich die bisherigen Fördermengen der besagten Länder an, wird schnell klar, dass hier keine Ausweitung mehr möglich ist. Russland pumpt bereits aus vollen Kräften, Katar, Saudi-Arabien und Venezuela können nicht ernsthaft erhöhen – aber warum dann die Erklärung?
Nur ein plumper Versuch
Würde eine Angebotsverknappung eintreten, wären Investoren geneigt, billiges Öl zu bevorraten, was aufgrund der Verknappung widerum eine Preissteigerung zur Folge hätte. Damit wäre das eigentliche Ziel der Förderländer erfüllt; der Ölpreis steigt! Man will mit diesem Vorgehen aber Ölpreisspekulanten Einhalt gebieten, doch das wird leider nicht klappen, denn bereits kurz nach der Presseerklärung in Doha taumelten die Ölpreise bereits wieder in den Keller. Und somit ging auch die Kettenreaktion für Anleger in diesem Segment weiter.
Da man nunmehr bereits versucht mit solchen Mitteln den Ölpreis zu stützen, bzw gar zu erhöhen, ist klar, dass weitere Aktionen folgen werden. Für Anleger bedeutet das: wirklich starke Nerven für solch ein Investment haben und besser die ein oder andere Baldriantablette schlucken.